Die Glosse von...

-minu


Humor und Stress


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Die Mimpfelis von -minu (sie erscheinen jeweils Donnerstags im Kulturmagazin der baz) können hier als mp3 angehört oder heruntergeladen werden. Der Service ist sonst nur registrierten baz-Abonnenten zugänglich:


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Vom kochenden Bischof und dem nicht gestandenen Altfrangg (baz 02.03.06)
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Von der abgeblasenen Homestory und dem ungeblasenen Piccolo (baz 23.02.06)

-minu schreibt nicht nur über die Schönen und Reichen von «tout Bâle» in der Basler Zeitung und in der Schweizer Illustrierten, sondern auch Bücher.


Humor und Stress.

Grossmutter hatte eine Devise, die ihr sowohl Arztbesuche sowie den Magenbitter ersparte: "Humor ist wenn man trotzdem lacht!".

Heute würden Frauenverbände meine Grossmutter energisch in den Senkel stellen:
"Es heisst: Humor ist wenn
f r a u trotzdem lacht".

Ok. Humor ist wenn alles trotzdem lacht.

Grossmutter liess sich also durch nichts aus der Ruhe bringen. Da war sie das Kind ihrer Generation - und stressfest.

Wenn beim traditionellen Weihnachtsessen der Familie die Kochtöpfe überliefen, die Eier in den Saucen so hurtig schieden wie die Jungmannschaft von heute und die Mayo ganz einfach nicht dick werden wollte, da tat Kembserweg-Omi alles mit einem Grinsen ab: "Eine Katastrophe kommt selten alleine...".

Die Katastrophe kam dann auch in verfestigter Form von Tante Rosamund, die beim zweiten Gang des Festessens prompt wieder mit der ungerechten Erbschaft anfing. Auch hier meisterte Oma den mit Dynamit geladenen Stressmoment mit einem Lachen: "Ach Rosamund - was braucht eine so schöne Frau wie Du noch mehr...".

Das war nun wirklich ein Witz. Denn Tante Rosamund war so hässlich wie ein neuer Super-Center - die Verwandtschaft hustete das Grinsen in die Servietten. Doch Tante Rosamund lächelte geschmeichelt: "Du hast recht, Lydia - es geht mir ja gut...".

Und so wurde der Stress mit Humor gemeistert.

Auch ich ertappe mich dabei, dass ich in Stressmomenten ein Liedchen zu pfeifen beginne. Oder ganz unbeherrscht drauflos lache. Das letzte Mal war's an einer Beerdigung. Mein "Analytiker" hat's als "psychomechanische Entkrampfung im angespannten Nervenkostüm" gedeutet. Irgendwie ist Lachen da der Fallschirm, der uns rettet, bevor wir jenseits von Gut und Böse in die Tiefe sausen.

Lachen entkrampft. Am besten das Lachen über sich selbst.

Rosamund hat dann übrigens nochmals eine Erbschaft gemacht. Diesmal im Alleingang. Und sie hat diese an der drauffolgenden Familien-Weihnacht mit dem Sprichwort: "Wer zuletzt lacht, lacht am besten!" kommentiert.

Aber gerade mit dem Humor in Stressmomenten ist es so, dass man sich nicht auf einen verspäteten Witz verlassen kann. Mann wie Frau sollten früh den Stress von sich loslachen - sonst sind dann die Erben an der Familienfeier die lachenden Dritten.

 

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