Stuttgarter Kongress
Humor in der Therapie

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2003


Kongress Presseberichte:
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2 Berichte der Nachrichtenagentur AFP

Humor als Schwimmring im Alltag
- Kongress widmet sich heilsamem Aspekt des Lachens
- In 40 Lachclubs kämpfen Deutsche gegen Humorlosigkeit
Von Fabien Novial

Berlin, 1. Mai (AFP) - Die Deutschen gelten als humorlos. Weil dieser Ruf nicht besonders schmeichelhaft ist, üben viele mittlerweile in Seminaren und in Clubs das Lachen. "In unseren Ländern, die calvinistisch und puristisch geprägt sind, gibt es ein großes Bedürfnis, sich emotional zu befreien", meint der Lachwissenschaftler Michael Titze. Aber Lachen ist auch gesund - diese Binsenweisheit ist mittlerweile Gegenstand ernsthafter Forschung und steht im Mittelpunkt des Lachkongresses, der ab Freitag in Stuttgart stattfindet und dessen wissenschaftlicher Leiter Titze ist.

Rechtzeitig zum - allerdings nichtoffiziellen - Weltlachtag am Sonntag können die rund tausend Teilnehmer erfahren, wie sie "Humor als Schwimmring auf dem Strom des Alltags" nutzen und den Clown in sich entdecken können. Auch "Humor im Business" und "Freude und Humor als beste Gewaltprävention" sind Themen. Die Wissenschaft vom Lachen, die sogenannte Gelotologie, sei mittlerweile eine weltweit anerkannte Disziplin, schreibt Titze im Internet. Die Forscher hätten festgestellt, dass Lachen unter anderem Atmung und Durchblutung fördere, Muskelverspannungen abbaue, die körpereigene Hormonproduktion steigere und die Immunabwehr stärke. Außerdem kämen Menschen, die häufig lachen, auch im sozialen Leben besser an.

Wie das geht, will der Psychologe Thomas Holtbernd in seinem Seminar "Humor und Business" zeigen. Holtbernd wird häufig von Unternehmen zu Hilfe gerufen, wenn es Konflikte gibt oder die Stimmung im Keller ist, weil die Geschäftszahlen schlecht sind. "Seit zwei Jahren bemerke ich eine größere Öffnung für Humor - zum Teil, weil man festgestellt hat, dass man weniger krank ist, wenn man lacht." Bei seinen Einsätzen fordert er die Teilnehmer in den Betrieben oft auf, ihren Firmenkonflikt mit einer roten Clownsnase im Gesicht nachzuspielen. Das löse "eine Freiheit im Ton und eine unglaubliche Kreativität aus", sagt Holtbernd.

Abseits von Kongressen und in Unternehmen wird das Lachen auch in Clubs geübt. Davon gibt es in Deutschland bereits 40. Der erste wurde allerdings 1995 in Indien gegründet: Damals wollte der Arzt und Yoga-Lehrer Madan Kataria mit Hilfe von Yoga die "heilenden Kräfte des Lachens aktivieren" und damit zum Frieden in der Welt beitragen - diese Philosophie wird jedes Jahr am ersten Mai-Sonntag anlässlich des selbst-proklamierten Lachtags wieder präsentiert.

Allein vier der vierzig deutschen Lachclubs befinden sich in Berlin. Der älteste ist im Stadtteil Schöneberg und wird fast ausschließlich von Frauen um die 50 besucht. Einmal die Woche versammeln sie sich in einer Turnhalle, um den Anweisungen von Josefine Grimmer zu folgen, die bei Madan Kataria in Indien gelernt hat. "Streckt die Zunge raus! Macht das Gesicht eines übermütigen Zwergs und lacht, wenn Ihr Euch begegnet," fordert sie die Teilnehmer auf. Das Lachen lässt nicht lange auf sich warten.

Nach einer langen Atempause radebrechen sie in einer Fantasiesprache, um dann wieder in Gelächter auszubrechen. "Das erfordert Übung", sagt Clubmitglied Karin Behrens. Aber "man lacht dann einfacher" im Alltag. "Beim Lachen wird das Immunsystem angekurbelt", meint Rose de Laczkovich. Eine andere Teilnehmerin befürchtet offensichtlich, dass die Deutschen trotz Lachtraining Mühe haben werden, ihren Ruf als humorloses Volk loszuwerden: "In Italien, in Frankreich, da weiß man zu lachen. Aber je mehr es in den Norden geht, desto steifer wird man."

kah/ans



Lifestyle-Germany-humour sched-feature
In Germany, humour is a serious business
by Fabien Novial

BERLIN, May 2 (AFP) - You have to hand it to the Germans. Rightly or not, they don't have a reputation as the world's funniest nation. But they're very serious about putting a bit more laughter into their lives.
So it's handy that the ninth International Humour Congress, opening Friday in Stuttgart, western Germany, offers an ideal opportunity to do just that.
A series of seminars with titles such as "discover the clown within" and "clowning around in hospital" promise the social and therapeutic benefits of gelotology, otherwise known as the science of laughter.
There is a nod to business with "laughter and discipline: motivating a team in a good mood," and to world politics too: "humour, the best weapon against violence."
"In our countries, imbued with Calvinism and Puritanism and more staid than Catholic countries, we feel a particular need to liberate our emotions through humour," explained Michael Titze soberly.
Titze, a psychoanalyst who is scientific director for the congress, leads group therapy for people suffering from social phobias when he's not running "humour universities" against depression.
Some 1,000 educators, health professionals and psychotherapists of all ilks were expected at the congress being held in a Protestant-run hospital. Sunday, a religious service will hear amusing extracts from the Bible.
Psychologist Thomas Holtbernd, who will take a seminar on how to succeed in business using humour and irony, said big companies regularly ask him to come in and resolve internal disputes or raise the morale of the troops when sales figures are down.
"I've noticed a greater openness to humour in German companies for the past two years now," he said, "partly because they realise that people who laugh a lot fall sick less often."
On one of his laughter missions, he may ask everyone to don a red nose and act out a conflict scenario. He said the nose "sets off an incredible freedom of expression and creativity."
And if you still can't see the funny side of things, you could always join one of the 40 or so laugh clubs set up in Germany.
The concept, which was also being presented at Stuttgart, was conceived in India in the mid-1990s by Madan Kataria. The aim is "to activate the healing force of laughter, using the principle of yoga, and so contribute to peace in the world."
Very noble, but does it work?
Berlin has four such clubs. The oldest of them in the middle-class district of Schoeneberg seems to comprise women in their 50s in need of a laugh.
Around 20 of them meet once a week in a gym as instructor Josefine Grimmer takes them through the motions.
"Stick out your tongue, pretend you're a mischievous little elf, and laugh whenever you meet each other," Grimmer commands as her pupils make circles. It isn't long before there's an outbreak of mad cackling.
After a break to catch breath, the next task is to chatter in an imaginary language, prompting yet more full-blown hysterics.
"It takes practice," admitted Karin Behrens, one of the participants. "It allows us to laugh more easily in everyday life."
"Laughing develops the immune system," confided Rose de Laczkovich, before sighing: "In Italy , France, people know how to laugh. But the further north you go ..."
fan/km/pvh