René Schweizer...

baslerstab-Kolumne 14
27.04.2001

Diese ewigen bedeutenden Fragen

Die Frage nach dem Dasein ist auch eine von diesen oft gestellten Fragen. Die Frage nach dem Wosein weniger. «Da» ist offenbar interessanter als «wo». Wenn jemand fragt: «Wo ist mein Schuhlöffel?» und ich sage «da!» - dann hat er eine Freude. Ich zum Beispiel habe eine Freude, wenn das Telefon klingelt und eine Stimme sagt: «Sie haben eine Million gewonnen.» Da kann mir jeder Schuhlöffel gestohlen bleiben. Eine Million übt auf mich einfach den grösseren Reiz aus als ein Schuhlöffel.
Es gibt aber auch Leute, die sich darüber freuen, wenn ihre Eltern aus dem Koma erwachen. Das kann ich nachvollziehen, obwohl ich keine Eltern mehr habe. Die sind ins Jenseits abgezischt und feiern dort in der Theaterkantine bei Nektar und Ambrosia ihren mehr oder weniger gelungenen irdischen Auftritt. Vielleicht sitzt Vico Torriani am Tisch und erzählt von seinen schnulzigen Auftritten. Im Kopf meines Vaters rumort vermutlich schon wieder die Frage nach dem Wosein mit den Bildern von neuen möglichen Inkarnationen - vielleicht als Milchmann in der Lombardei oder als engster Weggefährte eines turkmenischen Renegaten. Wenn es die Wiedergeburt gäbe, als was würden Sie gerne auf die Welt kommen?
Ich zum Beispiel schwanke zwischen ein paar Möglichkeiten hin und her. Einerseits würde mich ein Dasein als Sackmesser reizen und andererseits das Leben eines Nougatstengels. Das sind so meine Vorlieben. Halbschlauer Staatsanwalt wäre ich auch noch gern. Oder Einzahlungsschein. Aber im Moment denke ich mehr an meine diesseitigen Füsse. Die habe ich zu erwähnen vergessen. Ich trage seit kurzem lederbezogene Kork-Einlagen, weil ich Platt-, Spreiz- und Knickfüsse habe. Da können Sie nicht mithalten, was?
René Schweizer, Lachforscher und Schauspieler.

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