René Schweizer...

baslerstab-Kolumne 15
11.05.2001

Das Lachventil - unser Schutz

Stellen Sie sich vor, Sie stehen im Dschungel, General de Gaulle braust auf einem Velosolex herbei, grüsst militärisch und rauscht weiter. Beim Nachblicken werden Sie sich eines an einen Urwaldriesen gelehnten lächelnden Gorillas gewahr, der sagt: «A-Quadrat plus B-Quadrat gleich C-Quadrat.» Dann kommen Tarzan und Jane herab geschwungen, und Jane fragt, ob Sie Lust auf ein Glas Süssmost haben. Sie antworten: «Es ist halb vier, ich muss bald meine Turnschuhe polieren.» Der Gorilla entschuldigt sich: «Die Architektenprüfung wartet» und schwingt sich davon. Tarzan rückt die Leopardenfellhose zurecht und schreit: «Wer nichts wird, wird Wirt».
Wenn Sie so etwas träumen, geht es Ihnen gut. Schräge Trauminhalte deuten Ihre direkte Verbindung zum Absurden an, und dieses ist die Basis unserer Existenz. Die Physik sagt, dass das Universum einmal Milliarden Mal Milliarden Mal kleiner als der Kopf einer Stecknadel gewesen sei. Unser «gesunder Menschenverstand» kann das nicht nachvollziehen. Wir fühlen uns entweder belästigt oder beginnen zu lachen. Die Vorstellung, unser Erdball, das Sonnensystem, alle Galaxien, die gesamte Masse des Universums sei einem Punkt ohne Ausdehnung entsprungen, ist so verrückt, dass wir unsere Hirnzellen entweder per radikaler Verdrängung entlasten oder mit Hilfe unseres Lachventils vom Überdruck befreien müssen.
Das Bewusstsein von der Absurdität des Daseins war bis zur Aufklärung intakt. Dann hat «der Intellekt sich (...) in den Sessel gesetzt, auf dem der Geist einst thronte» (C.G. Jung). Die Lage ist ernst, aber das Lachen kann abhelfen. Es ist rezeptfrei und gratis. Zusammen mit dem Ernst bildet es ein Paar wie Mann und Frau oder links und rechts.
René Schweizer, Lachforscher und Schauspieler.

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