René Schweizer

Ein Schweizerkäse.

Verlag Nachtmaschine Basel







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Auszug 1:
Briefwechsel zwischen René Schweizer und der Steuerverwaltung des Kantons Stadt Basel

Auszug 2:
Postkarte René Schweizers an diverse Zeitungen


1. Brief an die Steuerverwaltung des Kantons Stadt Basel:

R E N E  S C H W E I Z E R

K A I S E R  V O N  C H I N A

z.Z. erreichbar in: Basel
NACHTMASCHINE
Verlag Matthyas Jenny
Oetlingerstrasse 157
CH-4057 Basel

Kantonale Steuerverwaltung
Basel-Stadt
Fischmarkt 10
4001 Basel



29. Mai 1978

Sehr geehrte Herren,

mir ist das Steuer entglitten, können Sie mir bitte ein neues zusenden?




Mit freundlichen Grüssen und höflicher Empfehlung



René Schweizer

Zur Beachtung! Wenn Sie mir antworten, drücken Sie sich kurz und präzise aus. Sonst schlafe ich ein.
Herzlichen Dank.


Antwort

STEUERVERWALTUNG DES KANTONS BASEL-STADT
KANTONALE WEHRSTEUERVERWALTUNG
Telefon 25 71 71
Fischmarkt 10
4001 Basel

Herrn
René Schweizer
Verlag Matthyas Jenny
Oetlingerstrasse 157
4057 Basel


Ref. Sb/Hh Ihr Schr. v. 29.5.78

Basel, den 1. Juni 1978


Sehr geehrter Herr Schweizer,

Mit Ihrem Schreiben vom 29. Mai 1978 berichten Sie uns, dass Ihnen das Steuer entglitten sei und fragen, ob wir Ihnen ein neues zusenden können.

Ihrem Hilferuf können wir uns nicht verschliessen, denn es ist uns ein stetes Anliegen, allen unseren Steuerpflichtigen in Steuerfragen beizustehen und ihren Wünschen nach Recht und Gesetz gerecht zu werden. Leider blieben alle unsere Bemühungen um Ihre steuerliche Identifikation ohne Erfolg. Mit grossem Bedauern müssen wir feststellen, dass Sie sich scheinbar in Steuerfragen grösste Zurückhaltung auferlegen, denn in unserem Register sind Sie weder unter Schweizer René noch unter Ihrer weniger bescheidenen Bezeichnung als "Kaiser von China" enthalten. Dies dürfte auch der Grund sein, weshalb Sie unserem Gemeinwesen Ihren so notwendigen Obulus vorenthalten haben. Obwohl Sie von staatlichen Leistungen - und sei dies nur die Beantwortung der vielen Anfragen, die Sie an staatliche Stellen richten - profitieren.

Ihr Hilferuf, Ihnen ein neues Steuer zuzusenden, darf gewiss so verstanden werden, dass Sie Ihre steuerlichen Verhältnisse nun endlich ordnen möchten. Dabei sichern wir Ihnen unsere volle Unterstützung zu, müssen Sie aber bitten, uns vorerst einmal Ihre genauen Personalien anzugeben. Ausser Ihrem uns bekannten Namen sollten wir Geburtsdatum, Ihren Zivilstand, Ihren Heimatkanton (bei Verheiratung den Namen der Ehefrau als ledig und deren Geburtsdatum) sowie Ihre genaue Adresse kennen. Sagen Sie uns nicht, Sie hätten keinen festen Wohnsitz. Im Steuerrecht können im interkantonalen, ja selbst im internationalen Verhältnis auch bei schwierigsten Gegebenheiten Zuordnungen getroffen werden, woraus Sie ersehen, dass uns das Steuer nicht so schnell entgleitet, wie es bei Ihnen der Fall war. Sie dürfen aber zuversichtlich mit unserer tätigen Hilfe rechnen, sobald wir im Besitze der noch notwendigen Angaben von Ihnen sind.

Auch wir empfehlen uns Ihnen höflich, erwarten recht bald Ihre uns fehlenden Angaben und grüssen Sie freundlich

STEUERVERWALTUNG BASEL-STADT
Der Chef:
P. Schaub


2. Brief an die Steuerverwaltung des Kantons Stadt Basel:

R E N E  S C H W E I Z E R

K A I S E R  V O N  C H I N A

z.Z. erreichbar in: Basel
NACHTMASCHINE
Verlag Matthyas Jenny
Oetlingerstrasse 157
CH-4057 Basel

Kantonale Steuerverwaltung
Basel-Stadt
Fischmarkt 10
4001 Basel



7. Juni 1978

Betrifft Ihr Schreiben vom 1. ds - Ref. Sb/Hh


Sehr geehrter Herr Schaub,

Ihr Brief ist mir zu lang. Ich habe ihn erst bis zur Hälfte gelesen.

Vielleicht finde ich nach der Fussballweltmeisterschaft Zeit, den Rest zu lesen.

Oder können Sie den Quark etwas zusammenfassen?



Mit Armut
René Schweizer

Zur Beachtung! Wenn Sie mir antworten, drücken Sie sich kurz und präzise aus. Sonst schlafe ich ein.
Herzlichen Dank.


Auszug 2: Briefwechsel mit der Basler Zeitung

1. Eine Postkarte, die René Schweizer an diverse Zeitungen gesandt hat:


Absender:
RENE SCHWEIZER
Plagiatfanatiker und
Literaturgangster


Basler Zeitung
Direktion
Postfach
4002 Basel



Sehr geehrte Herren,

Sie haben ab sofort jeden Monat eine Schutzgebühr von sFr./DM 1000.- (öSch. 7600.-) auf das Postcheckkonto 40-69267 in Basel zu überweisen.

Im Nichtbefolgungsfalle werden meine Texte in Ihrem Blatt veröffentlicht.

Die erste Zahlung ist sofort fällig!

Mit freundlichen Grüssen

RENE SCHWEIZER
genannt: DER KATER KARLO
Auf der Lyss 20
CH-4051 Basel


2. Brief an die Basler Zeitung:

R E N E  S C H W E I Z E R

K A I S E R  V O N  C H I N A

z.Z. erreichbar in: Basel
NACHTMASCHINE
Verlag Matthyas Jenny
Oetlingerstrasse 157
CH-4057 Basel

Basler Zeitung
Feuilletonredaktion
z.H.v. Aurel Schmidt
Postfach
4002 Basel


2. Juni 1978

Sehr geehrter Herr Schmidt,

vor drei Tagen habe ich die beiliegende Postkarte an die Direktionen der meisten führenden Zeitschriften des deutschsprachigen Raums verschickt, so auch an die der BaZ.

Es handelt sich dabei um einen weiteren Schritt innerhalb meines Projektes der «Fun-and-Crime-Art». Der erste öffentliche war EIN SCHWEIZERBUCH.

Ich selbst bin wegen Betrugs und Urkundenfälschung vorbestraft, habe insgesamt 14.5 Monate in Mailand und in der Schweiz abgesessen und arbeite als Künstler seit einiger Zeit ausschliesslich mit vorbestraften Kollegen zusammen, weil ich der Auffassung bin, dass bei vielen, wenn nicht den meisten Delikten der durch die Gesellschaft unterdrückte Freiheitsdrang des verwalteten Individuums sich Luft zu schaffen versucht. Bei mir war es so. Ich musste kriminell werden, um mich ausserhalb der von mir für kriminell angesehenen Gesellschaft zu stellen.

Dies zu Ihrer Information.

Mit majestätischer Gebärde

René Schweizer

Zur Beachtung! Wenn Sie mir antworten, drücken Sie sich kurz und präzise aus. Sonst schlafe ich ein.
Herzlichen Dank.


3. Brief an die Basler Zeitung:

R E N E  S C H W E I Z E R

K A I S E R  V O N  C H I N A

z.Z. erreichbar in: Basel
NACHTMASCHINE
Verlag Matthyas Jenny
Oetlingerstrasse 157
CH-4057 Basel

Basler Zeitung
Direktion
Postfach
4002 Basel


12. Juni 1978

Sehr geehrte Herren,

am 31. Mai 1978 habe ich Ihnen eine Postkarte zukommen lassen, mit welcher ich Sie aufforderte, ab sofort Fr. 1000.- pro Monat als Schutzgebühr auf mein Postcheckkonto zu überweisen. Andernfalls würde ich dafür sorgen, dass meine Texte in Ihrer Zeitung veröffentlicht werden.

Ich gebe Ihnen den wohlgemeinten Rat, dieser Forderung in den nächsten Tagen nachzukommen, da es Ihnen sonst wie der TAT ergehen könnte.



Mit Plausch

René Schweizer

Zur Beachtung! Wenn Sie mir antworten, drücken Sie sich kurz und präzise aus. Sonst schlafe ich ein.
Herzlichen Dank.


Antwort

Basler Zeitung

National Zeitung und
Basler Nachrichten AG

4002 Basel Postfach
St. Alban-Anlage 14

Telefon 061-22 50 50
Telex 62140


Herrn
René Schweizer
c/o Nachtmaschine
Verlag Matthyas Jenny
Oetlingerstrasse 157
4057 B a s e l


Basel, 19. Juni 1978

Sehr geehrter Herr Schweizer,

Ihre Aufforderung, Ihrem Postcheckkonto monatlich Fr. 1000.- zu überweisen, andernfalls wir mit der Veröffentlichung Ihrer Texte in der Basler Zeitung zu rechnen hätten, stimmt uns optimistisch. In der damit ausgesprochenen Erkenntnis, dass Zeitungen nicht jeden Mist publizieren sollen, spiegelt sich die wachsende Bereitschaft, den Aufgaben der politischen Tageszeitungen auf dem Gebiet der Information und Meinungsbildung grössere Ernsthaftigkeit und Seriosität zuzuschreiben.


Im Sinne der heute allgemein als notwendig anerkannten Pressehilfe und Presseförderung wäre es nun allerdings wünschbar, wenn Sie unsere hiermit ausdrücklich bestätigte Verzichtserklärung auf Publikation irgendwelcher Schriften aus Ihrer Feder Ihrerseits damit honorieren würden, auf Ihre ohnehin aussichtslose Forderung freiwillig zu verzichten. Sie könnten damit zumindest gegenüber den oft exzessiven Publizitätsansprüchen einzelner Personen oder Institutionen an die Basler Zeitung als gutes, nachahmenswertes Beispiel in die Geschichte eingehen.

Mit freudlichem Gruss

Basler Zeitung

E. Reber, Dr. F. Latscha