Die Glossen von...

Roger Thiriet

Basel-Zürich retour 1
Basel-Zürich retour 2
Basel-Zürich retour 3
Basel-Zürich retour 4
Basel-Zürich retour 5
Nichts zu lachen...


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Zur Figur des vornamenlosen Basler Bänklers Bornhauser inspirierten Roger Thiriet seinen eigenen täglichen Bahnfahrten ins Zürcher EVIVA-Studio zwischen 1992 und 1997. Die mittlerweile über 60 im "Baslerstab" publizierten Episoden spiegeln Freuden und Leiden der zahlreichen Berufspendler. Nicht nur, aber vor allem auf der Strecke Basel - Zürich retour.


Basel-Zürich retour 1

Bornhauser pendelt. Im Dienste seiner Arbeitgeberin fährt der Basler Bänkler mit dem Generalabonnement 1. Klasse der Schweizerischen Bundesbahnen zweimal werktäglich die Strecke Basel - Zürich retour. Man würde ihn aber kränken, würfe man ihn und seinesgleichen mit gewöhnlichen Bahnpendlern in den gleichen Topf. Die Routiniers zwischen Rhein und Limmat betrachten sich seit jeher als eine Klasse für sich: Auserwählte mit besonderen Privilegien, aber auch haufenweise Frustrationspotential.

Der fiktive Pendler Bornhauser spricht mit seinen Erlebnissen offenbar nicht nur seine Leidensgenossen, sondern auch viele Gelegenheitsbahnfahrer an. Seine leidenschaftslosen Tatsachenschilderungen und die überraschenden Schlüsse, die er (oft zuhanden seiner Frau) daraus zieht, finden auf jeden Fall seit Jahren einmal monatlich auf der Frontseite der Basler Gratiszeitung "Baslerstab" interessierte Leserinnen und Leser weit über den SBB-Kundenkreis hinaus.

Diese Tatsache und die Zeitlosigkeit der subtilen Beobachtungen Bornhausers rechtfertigen die vorliegende Zusammenstellung in Buchform. Das Bändlein ist sozusagen massgeschneidert für die Lektüre zwischen Basel SBB und Zürich HB. Und retour.

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Basel-Zürich retour 2

Bornhauser horcht auf. Die Begrüssung aus dem krächzenden Lautsprecher dauert heute länger als üblich. Deshalb werden auch die abgebrühten Berufspendler in den 1.-Klass-Abteilen, die die täglichen Artigkeiten der Zugsbegleiter sonst souverän überhören, auf die Durchsage aufmerksam. "Neben der Billetkontrolle werden heute Erhebungen über die Art und Dauer der Zugsbenützung angestellt. Wir danken für Ihr Verständnis."

Bornhauser hat Verständnis. Er ist den Schweizerischen Bundesbahnen, die ihn seit Jahren jeden Werktag von Basel SBB nach Zürich HB und zurück bringen, im Prinzip wohlgesinnt. Deshalb versucht der pflichtbewusste Bänkler diesen Kreuzverhören, denen die SBB arglose Reisende vorzugsweise im Morgengrauen unterziehen, mit dem verlangten Goodwill zu begegnen. Dazu gehört, dass er als GA-Besitzer dem Kontrolleur seine Reisepläne auf die Station genau ins Erfassungsgerät diktieren muss. Was er hasst, weil es ihn jeweils schon auf der Höhe von Liestal vor die unwiderrufliche Entscheidung stellt, ob er nach der Ankunft in Zürich HB mit der S 5 (meldepflichtig) oder mit dem Züri-Tram Nr. 4 (nicht meldepflichtig, da nicht SBB-Netz) den Rest seines Arbeitswegs nach Zürich-Stadelhofen zurücklegen soll.

Diese Inquisition auf Schienen, hat Bornhauser unlängst seiner Frau auseinandergesetzt, dient ausschliesslich der Optimierung der Verbindungen. Die SBB muss ja wissen, wann ihre Kunden mit welchen Zügen wohin reisen wollen, um ihnen die richtigen Angebote zu machen. Erstaunlicherweise hätten sich aber die Bedingungen, zu denen die SBB ihn und seine Leidensgenossen zwischen Rhein und Limmat hin- und herverschieben, in den letzten Jahren konstant verschlechtert. Bornhauser wurde Zeuge und Opfer der Streichung gutbesetzter Direktverbindungen, der Ansetzung der Abfahrtszeiten in Zürich innerhalb von nur drei Minuten, der Einführung zusätzlicher Halts bei Intercity-Zügen in Liestal und Lenzburg, des Ersatzes von modernem Wagenmaterial durch Vorkriegsmaterial und weiterer Schikanen. Wenn solche Verschlechterungen wirklich auf diese Art "erhoben" worden waren, musste die Mehrzahl der befragten Passagiere wohl noch nicht richtig wach gewesen sein. Oder aber brandschwarz gelogen haben.

Mittlerweile ist die kleine Kolonne aus Kondukteur, Lehrling und Inquisitor bei Bornhausers Sitzreihe angelangt. Brav präsentiert er sein GA. "Paris St. Germain - Näfels-Mollis", antwortet er auf die knappe Frage nach Ausgangs- und Endpunkt seiner Reise. "Via Lungern-Schönbühl", doppelt er geistesgegenwärtig nach, als der Befrager seinen Taschencomputer sinken lässt und ihn verblüfft ansieht.

Nun ist Bornhauser gespannt, in welcher Form sich dieser spontane Einfall im nächsten Fahrplan wohl auswirken wird.

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Basel-Zürich retour 3

Bornhauser schmunzelt. Dies, obwohl er für die heutige Quartalssitzung am Hauptsitz bereits eine halbe Stunde zu spät dran ist. Und Fläsch beim letzten Mal in seiner dezenten Art gepoltert hat, er mache persönlich jeden einen Kopf kürzer, der nicht pünktlich um halb acht im kleinen Sitzungszimmer aufgekreuzt sei.

Als Bornhausers beschwingten Schrittes das Fahrdienstbüro im Zürcher Hauptbahnhof verlässt, rückt der Zeiger der grossen Uhr in der Halle jedoch bereits auf 08.38 Uhr. Dabei hat sich der routinierte Pendler zwischen Basel SBB und Zürich HB nicht etwa verschlafen. Seine Verspätung ist vielmehr auf höhere Gewalt zurückzuführen - genauer gesagt auf die schlanke Schönenwerder Zitterpappel, welche der Herbstorkan ausgerechnet in der Spitzenverkehrszeit und präzise auf die Fahrleitung zwischen Olten und Aarau gefällt hat.

Als Bornhausers Zug nach längerem Stillstand und einer Umleitung über Pratteln-Frick-Brugg-Baden endlich in Zürich einfährt, ist sich der leiderprobte Bänkler längst darüber klar geworden, dass er mit dieser Geschichte bei Fläsch nicht durchkommen wird. Obwohl - oder gerade weil - dieser nur Auto fährt, glaubt er nämlich bedingungslos an die Unverletzbarkeit und Pünktlichkeit der Institution SBB. Und macht, wenn Bornhauser mit dem Hinweis auf eine Zugsverspätung seine eigene entschuldigt, jeweils keinen Hehl daraus, dass er ihn für eine besonders abgefeimte Kombination von Schwindler und faulem Hund hält. Baumberger, Kilian, Zenoni und Wüst dagegen können sich als Automobilisten mit einem gemurmelten Hinweis auf den Baregg-Stau oder "das Bellevue" jederzeit und mit jeder beliebigen Verspätung gänzlich unbehelligt auf ihre Plätze schleichen.

Heute hat Bornhauser jedoch vorgesorgt. Er ist dem Beispiel vieler Mitpendler(innen) gefolgt und hat sich beim Fahrdienstleiter - wie dies die SBB in solchen Fällen ihren Kund(inn)en anbieten - die eingefahrene Verspätung schriftlich bestätigen lassen. Das hat ihn zwar weitere zehn Minuten gekostet, dafür sieht das Papier ein wenig aus wie ein Staatsvertrag und wird seine Wirkung auf Fläsch sicherlich nicht verfehlen. Während Bornhauser auf den 13-er wartet, malt er sich genüsslich aus, wie er seinem tobenden Vorgesetzten lächelnd den Persilschein der SBB-Kreisdirektion unter die rotangelaufene Nase halten wird. Und nimmt sich vor, ihn gelegentlich durch die Blume darauf hinzuweisen, dass Baumberger, Kilian, Zenoni und Wüst möglicherweise als besonders abgefeimte Kombination von Schwindlern und faulen Hunden zu gelten hätten, solange sie für ihre Baregg- und Bellevue-"Verspätungen" nicht ähnlich hieb- und stichfeste Beweise beizubringen imstande wären wie er.

Der schmunzelnde Bornhauser ist mittlerweile im 3. Stock des Hauptsitzes angelangt und probt innerlich nochmals die Mischung aus Selbstbewusstsein und Bescheidenheit, mit er er soeben das kleine Sitzungszimmer betreten wird. "Gut, dass ich Sie sehe, Herr Bornhauser", ruft ihm in diesem Moment Frau Hersberger entgegen. "Die Quartalssitzung ist abgesagt worden. Herr Fläsch hat die Grippe bekommen."

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Basel-Zürich retour 4

Bornhauser zuckt zusammen. Die Tröpfchen, die sich soeben wie ein feiner Sprühnebel auf seiner linken Wange niedergeschlagen haben, sind eindeutig aus Grobs Richtung gekommen. Sein Gegenüber im Intercity Zürich-Basel, Basel ab 06.20 Uhr, ist von einem so gewaltigen Nieser überrascht worden, dass es ihm nicht einmal mehr gereicht hat, sein Taschentuch vor die Nase zu heben. Und als er sich mit hochrotem Kopf bei Bornhauser für den bakteriellen Übergriff entschuldigen will, erstickt die Hälfte der Abbitte in einem nicht endenwollenden Hustenanfall aus der Tiefe hoffnungslos entzündeter Bronchien. Grob hat Grippe.

Bornhauser,als mittlerweile einer der dienstältesten Pendler zwischen Basel SBB und Zürich HB, erinnert sich noch an jene lange zurückliegende Zeit, als ein 1.-Klasse-Wagen der SBB zur Winterszeit ein 1-Klasse-Wagen der SBB gewesen war. Und nicht ein rollendes Lazarett von UBS und Credit Suisse. Damals war einem Bänkler schon ein leises Beissen in der Nase oder eine ansatzweise angerauhte Kehle Begründung genug, um die kräftezehrende Bahnreise zwischen Rhein und Limmat für ein paar Tage ausfallen zu lassen. Mit einem solchen Eigendispens machte man ja nicht nur sich selbst innert nützlicher Frist wieder fit für den anforderungsreichen beruflichen Einsatz, sondern man setzte sich auch gar nicht erst dem hässlichen Verdacht aus, hustend und spuckend waggonweise unschuldige Mitreisende zu infiszieren, die dann ihrerseits bei der Erarbeitung des schweizerischen Bruttosozialprodukts für längere Zeit ausfielen.

Wochenlang, hat Bornhauser kürzlich seiner Frau aus alten Zeiten erzählt, seien damals die Intercity-Züge zur Grippezeit halb leer verkehrt, weil ganze Abteilungen sich nicht nur unpässlich gefühlt, sondern auch gemeldet hätten. Seit das Klima in den Unternehmungen rauher und die Arbeitsplatzsicherheit kleiner geworden ist, macht Bornhauser jedoch die entgegengesetzte Feststellung. Und seit Ospel der "Sonntagszeitung" anvertraut hat, es gingen demnächst nochmals 7000 Stellen flöten, sieht er sogar Kolleginnen und Kollegen auf dem unverändert vollbesetzten Zug, die in ihrem Zustand eigentlich längst unter ein Sauerstoffzelt in der Intensivstation des Kantonsspitals gehörten.

Auf der Höhe von Zürich-Hardbrücke nimmt Bornhauser seine Kopfhörer ab. DRS-3 ist zwar auch nicht gerade das, was er sich unter einem positiven Einstieg in den Arbeitstag vorstellt. Aber immer noch besser als das permanente Schneuzen, Pfnuchsen, Röcheln und Husten, das ihn seit Wochen von der Zeitungslektüre ablenkt. Gerade als er sich durch die Berge von zerknüllten Papiertaschentüchern auf dem Abteilboden zur gewohnten Pole-Position beim Aussteigen vorkämpft, überkommt ihn aus heiterem Himmel ein unwiderstehlicher Niesreiz, vor dem er auf der Höhe von Frau Pedrazzini im zweitletzten Viererabteil kapituliert. "Sie würden auch gescheiter im Bett bleiben, Herr Bornhauser!" rät ihm die Kollegin, während sie sich unauffällig die Rotztröpfchen des Kollegen aus dem Gesicht wischt. Auf keinen Fall, schiesst es Bornhauser durch den Kopf, noch während er sich mit hochrotem Kopf bei der Pedrazzini entschuldigt. Ospel hat morgen die ganze Abteilung ins "Charivari" eingeladen. Da darf er unter keinen Umständen fehlen. Und wenn er anschliessend unters Sauerstoffzelt muss.

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Basel-Zürich retour 5

Bornhauser nickt. Auch wenn Joseph Deiss nun Bundesrat ist, muss er nicht meinen, er könne deswegen im Ruhewagen telefonieren. Die Leserbriefschreiber(innen) haben vollkommen recht, wenn sie nun landauf, landab dem frischgebackenen Landesvater die Kappe waschen, weil er auf einem Bild im 1.-Klass-Abteil des Intercity Bern-Freiburg sein Handy benutzt. Kein Wunder, kommt Bornhauser resigniert zum Schluss und legt dabei die "Schweizer Illustrierte" mit der Deiss-Homestory möglichst geräuschlos aufs Fensterbrett, ist die neu eingeführte SBB-Wagenklasse für die Füchse, wenn sogar Bundesräte und Wirtschaftsprofessoren, die der Restbevölkerung eigentlich Vorbild sein müssten, noch und noch das ihnen auferlegte Schweigegelübde brechen.

Das Problem, hat Bornhauser kürzlich seiner Frau auseinandergesetzt, seien die unterschiedlichen Auffassungen des Begriffs "Ruhe" unter den Benützern des öffentlichen Verkehrs. Die einen setzten die Beschränkung auf knappe Wortwechsel in normaler Tonlage bereits mit Friedhofruhe gleich. Andere empfänden ein Handy-Rufzeichen, das als vierzigsekündige Kurzfassung der "Ode an die Freude" von Beethoven daherkäme, nicht als Ruhestörung, sondern als musikalischen Genuss. Während sich bei dritten schon sämtliche Nackenhaare sträubten, wenn sie vom übernächsten Wagenübergang her das gedämpfte Scheppern des Mini-Bar-Trolleys vernähmen. Und schliesslich gäbe es in jedem Zug die Proleten, die nur einmal im Jahr - meist zum Genfer Autosalon - ein öffentliches Verkehrsmittel benützten - dann aber in der festen Überzeugung, sie hätten mit ihrem Retourbillett 1. Klasse gleich den ganzen Zug gekauft. Was er ihnen zwar, vom Preis her gesehen, nicht verdenken kann. Vom Benehmen her hingegen schon.

Bornhauser selbst ist während der vielen Jahren des Berufspendelns zwischen Basel SBB und Zürich HB zum Ruhe-Hardliner geworden. Ihm stehen jeweils schon die Haare zu Berge, wenn Getzmann von den Euro Bonds jeden Morgen kurz vor dem Bözberg-Tunnel die Börsenseiten aus der NZZ zu reissen beginnt. Und er bekommt jedesmal Hühnerhaut, wenn die Talmi-Armreifen der Parfumerie-Verkäuferin, die jeden Morgen in Aarau zusteigt, beim Umblättern der "Annabelle" blechern aneinanderklimpern.

Und so schiesst er denn seit Baden vernichtende Blicke auf das junge Paar ab, das sich ungeachtet der überall angebrachten "Ruhewagen"-Piktogramme angeregt über eine misslungene Theaterpremiere unterhält. Im Flüsterton zwar - aber das enerviert Bornhauser wenn möglich noch mehr als ein Gespräch in normaler Tonlage. Er fixiert die Störenfriede so lange, bis nach einem schuldbewussten Augenkontakt endlich Ruhe im Abteil einkehrt. Gerade als sich Bornhauser zufrieden in seinen Sitz zurücklehnen will, meldet sich in die eingetretene Grabesstille ein vorlautes Handy mit der schmetternden 45-Sekunden Version von "Vo Luzärn gäge Wäggis zue". Während Bornhauser, starr vor Schreck, in der Vestontasche nach dem vergessenen "Vibra-Call"-Knopf an seinem "Motorola" fingert, dreht sich Getzmann von den Euro Bonds demonstrativ um. Und schiesst einen vernichtenden Blick auf den feuerrot angelaufenen Ruhewagen-Fanatiker ab.

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Nichts zu lachen...

Nichts zu lachen hat, wer in dieser Region auf ein verlassenes Velo stösst. Einen stehengebliebenen Schirm kann man ins Fundbüro bringen und kassiert neben dem Dank der Verlierer(innen) unter Umständen sogar noch einen Finderlohn. Im Hinterhof des Wohnblocks, in dem ich früher einmal gewohnt habe, stand aber leider kein Damenhandtäschli, sondern ein Herrenvelo, und zwar monatelang unbeweglich an derselben Mauer. Der Fall war klar: entwendet und stehengelassen. Da könne er gar nichts machen, beschied mich der freundliche Polizeibeamte auf dem Posten, weil nämlich das Velo nicht auf der Allmend stünde. Und wenn ich es eigenhändig aufs Trottoir hinausstellte? Dann, gab er mit gerunzelter Stirne zu bedenken, machte ich mich selbst der Entwendung eines Fahrrads zum Gebrauch schuldig. Abgesehen davon ändere dies aus Polizeioptik gar nichts, da jeder sein Velo auf die Allmend stellen könne, solange er wolle. Da der Fall verjährt ist, kann ich es ja jetzt zugeben: ich habe das zum Gebrauch entwendete Velo ein zweites Mal zum Gebrauch entwendet und nächtens vor dem Polizeiposten abgestellt, wo es wenige Tage später prompt entsorgt wurde.

Als ich neulich eines Morgens ein fast neues Mountain-Bike, fein säuberlich abgeschlossen in unserem Vorgarten stehen sah, war ich also gewarnt. Trotzdem notierte ich mir Marke, Farbe, Vignetten-, Rahmen- und Fahrgestellnummer des Rads, das ja jemand vermissen musste, und meldete den Fund auf dem mittlerweile zur Bezirkswache mutierten Posten. Ein Blick in den Fahndungs-Computer ergab, dass das Bike nicht als gestohlen gemeldet war und sich somit - aus polizeilicher Sicht - völlig legal in meinem Vorgarten befand. Da ich den Rest der Diskussion schon kannte, verzichtete ich auf die Fortsetzung und ging nach Hause. Dort packte ich das Velo und stellte es auf den Parkplatz um die Ecke - neben das gelbe Motorrad mit der Solothurner Nummer, das seit bald einem Jahr unbeweglich und unbewegt dort steht. Das habe ich aber nicht mehr gemeldet. Denn der Polizist hätte mir sicher gesagt, dass auch Solothurner ihr Töff solange auf der Kleinbasler Allmend verrosten lassen dürfen, wie sie wollen.


Roger Thiriet, lic. phil. I und Jahrgang 1949, hat sich als Medienschaffender hauptsächlich in Radio und Fernsehen bewegt. Nach 15-jähriger Tätigkeit bei der SRG ("Wunschkonzert", "Volksmusik-Journal", AGENDA etc.) in den Jahren 1969-1984 engagierte er sich beim Basler Lokalsender "Radio Basilisk" im Aufbau der privaten Radioszene. Ab 1988 baute er bei der Basler Zeitung den Bereich "Elektronische Medien" auf und übernahm die Geschäftsführung der Video- und Fernsehproduktionsfirma der BaZ. 1992 kehrte er für den Aufbau und die erfolgreiche Lancierung des privaten Volksmusiksenders RADIO EVIVA nochmals zum Radio zurück.

Neben seinen Sprechtexten für die flüchtigen elektronischen Medien hat Roger Thiriet ganz bewusst immer auch für "nachhaltigere" Publikationen geschrieben, um nicht aus der täglichen Übung des schriftlichen Ausdrucks zu geraten. Seine Glossen und Kolumnen erschienen über all die Jahre in "Weltwoche", "Baslerstab", "Doppelstab", "Vogel Gryff" und anderen Blättern. Regelmässig verfasst er auch Fachartikel zu seinen Spezialthemen wie der Schweizer Volksmusik oder der Basler Fasnacht. Und aus der Erfahrung als Verfasser von "Rahmeschtiggli" für Vorfasnachtsveranstaltungen heraus entwickelte er schliesslich zusammen mit Paul Burkhalter das Konzept für die aktuelle TV-Comedy "Café Bâle" auf SF 2. Für diese schreibt er - mittlerweile als selbständiger Autor wieder in Basel tätig - seit 1997 sämtliche Drehbücher.