Die Gelotologie



gélos = Lachen (griech.) / Gelotologie = Die Wissenschaft vom Lachen.


Die Gelotologie (von griech., gélos, »das Lachen«) ist die Wissenschaft der Auswirkungen des Lachens. Sie beschäftigt sich mit den körperlichen und psychischen Aspekten des Lachens. Die Gelotologie ist in den USA ein Teilgebiet der Psychoneuroimmunologie, also jener Wissenschaft, die die Bedeutung positiver Gemütszustände für die körpereigene Abwehr von Krankheitserregern untersucht.

Begründer der Gelotologie ist der Psychiater William F. Fry, der 1964 an der Stanford-University erstmals über die Auswirkungen des Lachens auf die körperlichen Vorgänge zu forschen begann. Fry hat auch den Begriff Gelotologie geprägt.

Führende Gelotologen sind Paul Ekman, William F. Fry, Robert Provine, Willibald Ruch.

Michael Titze, Dozent am Märkischen Institut für Psychotherapie und Gründungsvorsitzender von HumorCare Deutschland, referiert die vorläufigen Forschungsergebnisse, die statistisch noch nicht eindeutig abgesichert sind, wie folgt:

* Lachen gegen Schmerzen und Infektionen: Studien der Gelotologie ergaben, dass Schmerzpatienten nach nur wenigen Minuten Lachen eine Erleichterung erfahren, die mehrere Stunden anhalten kann. Aber auch das körpereigene Immunsystem wird durch Lachen aktiviert. So können Blutinhaltsstoffe deutlich vermehrt werden, die für die Immunabwehr wichtig sind. Auch T-Zellen, die den Körper gegen viele Krankheitserreger schützen, nehmen durch das Lachen zu.

* Lachen und das Immunsystem: Die körpereigene hormonartige Substanz Gamma-Interferon aktiviert und koordiniert die Produktion von mehreren körpereigenen Abwehrstoffen, während sogenannte Killer T-Zellen bereits infizierte Zellen vernichten. Der amerikanische Immunologe Lee S. Berk hat festgestellt, dass bei lachenden Personen die Blutwerte von Gamma-Interferon, Killer-Zellen und Antikörpern steigen. Selbst einige Tage nachdem man sich, zum Beispiel, einen lustigen Film angesehen hat, sind wesentlich höhere Werte feststellbar, als bei Menschen, die in den letzten Tagen keinen Grund zum Lachen hatten.

* Lachen gegen Stress: »Lachen ist der größte Feind des Stresses«, sagt die Humortherapeutin Erika Kunz. Statt Stresshormonen werden beim Lachen mit einiger Wahrscheinlichkeit Glückshormone, sogenannte Endorphine ausgeschüttet. Selbst unter größten Arbeitsbelastungen würden sich auf diese Weise Verspannungen lösen. Wer die Mundwinkel hochzieht, richtet sich automatisch auf und vermeidet eine traurige Grundhaltung, erklärt sie. Selbst gegen Verstopfung, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit soll es helfen, sagt Kunz.

* Lachen in der Therapie: Immer mehr Psychologen und Mediziner beschäftigen sich mit der therapeutischen Anwendung von Humor und Lachen im Spital und während einer Therapie. Vor allem in der Psychiatrie und Psychologie erhofft man durch den gezielten Einsatz von Humor in der Therapie bessere Erfolge zu erzielen. Denn aus psychosomatischer Sicht besteht die gesundheitsfördernde Wirkung des Lachens hauptsächlich aus der Überwindung von Widrigkeiten. So kann Lachen der Beginn eines Weges aus einer scheinbar unüberwindlichen Situation sein. Denn der Hauptauslöser des Lachens ist ja das plötzliche Erkennen von Zusammenhängen. Werden die Zusammenhänge einer belastenden Situation erkannt, dann löst sich die innere Anspannung in Form von Lachen.

* Rote Nasen, Clinic-Clowns: Die Forschungsergebnisse der Gelotologie haben zur Einrichtung der sogenannten »Clown-Doktoren« geführt. Dabei handelt es sich um Spaßmacher, die sich bei den Ärzten nach dem Befinden der Patienten erkundigen und diese - nach Absprache mit den Medizinern - gezielt aufheitern, sich ihre Probleme und Sorgen anhören. Ziel der Clowns ist die Lockerung der oft tristen Klinik-Atmosphäre. Sie möchten die Patienten zum Lachen bringen und so zu ihrer schnelleren Genesung beitragen. Clown-Doktoren gibt es inzwischen weltweit, vor allem in den USA und Europa.

* Die Veränderung der Gedankenwelt durch Lachen: Es lockern sich beim Lachen also nicht nur die Gesichtsmuskeln, sondern auch die Gedankenmuster. Es kommt zu einer veränderten Sicht der Dinge. Dem Patienten wird es möglich, seine Situation, die darin involvierten Personen und sich selbst, mit etwas Abstand und aus einer neuen Perspektive zu sehen. Durch diese veränderte Sichtweise ist es dem Betroffenen möglich, seine - als belastend empfundene - Situation zu überdenken und neue Lösungsansätze für sein Problem zu finden.

* Auswirkung des Lachens auf die Psyche: Ein heiterer, lachender Mensch begegnet seiner Umwelt anders als ein pessimistischer Mensch. Bedingt durch größeren Mut und Gelassenheit in Kombination mit geringerer Nervosität sind fröhliche Menschen kontaktfreudiger, bei anderen beliebter und dadurch sozial erfolgreicher. Das bedeutet, der Lachende hat andere soziale Bezüge, eine sehr spezifische Interaktion mit anderen Menschen und eine besondere Interaktion. Er reagiert also auch auf seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse anders als ein pessimistischer Mensch.

* Die vielen Bedeutungen des Lachens: Lachen kann eine Vielzahl von Bedeutungen haben. So ist es z.B. ein Ausdruck von Aggression, wenn wir jemanden auslachen, gemeinsames Gekicher im Bett kann Ausdruck sexueller Erregung sein, während das freundliche Grinsen im Vorübergehen die Funktion eines Grußes hat. Wir lachen schließlich nicht nur, wenn wir fröhlich sind, sondern auch, wenn wir nervös sind, Angst haben oder gekitzelt werden. Verhaltensforscher unterscheiden 18 verschieden Arten von Lächeln. Aber nur eine einzige Variante ist der Ausdruck spontanen, ehrlichen Vergnügens.

* Das echte Lächeln: Beide Mundwinkel ziehen sich gleichzeitig nach oben, das ehrliche Lächeln beginnt also immer symmetrisch und ist mit Krähenfüßchen um den Augen gekoppelt. Die anderen sozial abgeschwächten Varianten des Lächelns beginnen immer leicht asymmetrisch. Offensichtlich ist der Mensch nicht in der Lage, das komplexe, motorische Muster »Lächeln« bewusst, ohne humorig-freudigen Auslöser, anzuschalten.

* So erfrischend wie 45 Minuten Entspannungstraining: Lachen soll auch ein wirksames Mittel gegen Frühjahrsmüdigkeit sein. Lachforscher fanden heraus, dass eine Minute Lachen ebenso erfrischend sein soll wie 45 Minuten Entspannungstraining. Außerdem soll es dem Mann zu mehr Potenzkraft verhelfen. Und schließlich fördert es die Kreativität, wie Kunz berichtet. So schicken Unternehmen ihre Mitarbeiter in Lachseminare. »Das kontrollierende Denken und Handeln wird durch das Lachen aufgelöst«, sagt die Therapeutin. Die geordneten Gedanken werden unterbrochen.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gelotologie



Quelle: www.Pohl-Boskamp.de

Warum Lachen so wichtig ist
Forschung. Hirnforscher und Gelotologen entschlüsseln, warum das Lachen für unsere Gesundheit so wichtig ist.

Erwachsene, seriös wirkende Menschen, treffen sich nach der Arbeit in einem Seminarraum, kitzeln sich an den Handinnenflächen und in den Ellenbeugen, beginnen zu kichern, dann zu glucksen – bis alle schließlich lauthals lachen.

Sie finden das eher peinlich als witzig? Stimmt. Mit Witz und Humor hat die inszenierte Heiterkeit in den weltweit wie Pilze aus dem Boden schießenden Lachclubs nicht das Geringste zu tun. „Lachen ohne Grund“ heißt das Motto der selbst ernannten Helfer, die sogenanntes Lach-Yoga anbieten. Beim Lachen 300 unterschiedliche Muskeln zu bewegen entspannt, entkrampft und fördert die Gesundheit.

Gelotologen nennen sich die Forscher, die das Lachen (griechisch „Gelos“) und seine Auswirkungen auf den Körper erforschen. Sie fanden heraus: Lachen hebt die Stimmung durch Ausschüttung von Glückshormonen, stärkt die Abwehrkräfte, senkt den Blutdruck und lindert Schmerzen. Die Berliner Kommunikations- und Lachtrainerin Mia von Waldenfels, zu deren Kunden auch Unternehmen wie DaimlerChrysler und T-Mobile gehören, sagt: „Wer lange richtig herzhaft lacht, wirkt wie berauscht.“ Wer viel lacht, kann konzentrierter arbeiten. Und er ist kreativer, behauptet der Harvard-Psychologe Daniel Goleman in seinem Bestseller „Emotionale Intelligenz“. Den Gang ins Fitnesscenter ersetzen die Lachattacken ebenfalls: Drei Minuten Lachen mit vollem Muskeleinsatz habe denselben Effekt wie 15 Minuten Joggen, behaupten die Lachforscher.

Dabei scheint es völlig unerheblich zu sein, was uns zum Lachen bringt: Ein wirklich guter Witz, eine fade Comedy-Show mit eingeblendetem Retorten-Lachen („canned laughter“), die Schadenfreude über ein Missgeschick oder das befreiende Siegeslachen nach dem Sport. Oder eben eine stereotype Lach-Yoga-Übung. Der Grund, warum selbst ein völlig humorfreies Lachen biologische Kräfte entfaltet: Die Grimasse hatte ursprünglich nichts mit Humor und Vergnügen zu tun. Sie hat sich in der Evolutionsgeschichte als universelle Geste der Beschwichtigung etabliert. Die Lachfratze macht dem Gegenüber klar, dass man friedlich gesonnen ist und keine Attacke plant. Ein natürliches Antistressmittel sozusagen.

Schon seit der Antike fragen sich die Menschen, warum sie überhaupt lachen, dabei das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verziehen und eigentümliche Laute ausstoßen. Dieser „momentane Anfall von Torheit“, wie der italienische Dichter Giacomo Leopardi es nannte, war den Kirchenvätern im Mittelalter so suspekt, dass sie die Sündhaftigkeit des Lachens geißelten. So verbot der heilige Benedikt seinen Mönchen, laut zu lachen. Wiederholungslachern drohte die Prügelstrafe.

Eine grundlegende Fehleinschätzung herrschte jahrtausendelang: Der Mensch sei das einzige lachende Wesen auf dieser Welt. Das hatte zwar schon Charles Darwin, der Begründer der Evolutionslehre, im 19. Jahrhundert bestritten. Doch erst seit die Verhaltensforscherin Jane Goodall ab 1960 Schimpansengruppen in Tansania im Freiland beobachtete, wissen wir, dass auch Affen viel und ausgiebig lachen. Sie machen nur keine so affigen Geräusche wie die Menschen, sondern stoßen den Atem rhythmisch, aber leise in kleinen Intervallen aus und machen ihr „Spielgesicht“ dazu.

Bei vielen Affenarten sind inzwischen die Laute des Lachens untersucht. Wie beim Menschen sind es Lautfolgen, die im Wechsel von Ein- und Ausatmen bestehen. Weil Affen so ähnlich lachen wie Menschen, wollten die Forscher auch gleich wissen, warum sie nicht so ähnlich sprechen wie Menschen. Und sie fanden heraus: Die menschliche Rede lebt in allen Sprachen ausschließlich vom Ausatmen. Valentin Braitenberg, Hirnforscher und Begründer der Biokybernetik in Deutschland, empfiehlt, es selbst zu probieren: „Tief ausatmen und dann beim Einatmen einen Satz sprechen.“ Es geht nicht. Seine Schlussfolgerung: „Unsere Sprache stammt nicht vom Affen ab, wohl aber unser Lachen.“

Tatsächlich ist das Lachen nicht mal den Menschen und Affen vorbehalten, es ist ein im Tierreich weitverbreitetes Phänomen. Selbst Ratten lachen, wenn man sie kitzelt, fanden Forscher der Bowling Green State University in Ohio heraus. Allerdings tun sie das in so hohen Tönen, dass wir Menschen es nicht hören.
Lachen hat eine Signalfunktion im Sozialverhalten vieler Tiere: Wer lacht, droht nicht. Ich will spielen, nicht streiten. Lachen beschwichtigt, wenn Konflikte und Rangeleien in der Gruppe auftreten. Lächeln und Lachen, auch ganz wichtig, signalisieren zudem sexuelle Bereitschaft. Selbst wenn es nicht ganz so weit geht: Ich finde dich nett und will in deiner Nähe sein, sagt ein Lächeln zumindest.

Diese Funktion hat das Lachen noch heute beim Menschen, weshalb Forscher wie Carsten Niemitz von der Freien Universität Berlin es als „sozialen Klebstoff der Gesellschaft“ bezeichnen. Der Humanbiologe und Mimikforscher beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Phänomen: „Wir lachen, weil etwas lustig ist, aber auch, um soziale Bindungen aufzubauen.“ Eine Reisegruppe, deren Teilnehmer sich untereinander nicht kennen, lacht am ersten Tag häufiger als auf dem ganzen Rest der Reise, sagt Niemitz. Er folgert, dass die Reisenden damit ihr Beziehungsgeflecht klären: „Wer lacht mit wem, wer lacht nicht mit wem? Wer gehört zusammen und wer nicht?“

Dass Babys so gewinnend lachen, hat dieselbe Funktion: So bauen sie eine enge und stabile Beziehung zu dem Menschen auf, der sie in den kommenden Jahren füttern und beschützen soll. Das ist blanker Opportunismus, von Witz keine Spur.

Quelle: www.wiwo.de/pswiwo